Über das Tragen

Da ist er nun, der kleine Milchvampir…

…und nuckelt gemütlich an der Mama oder dem Fläschchen. Plötzlich ist alles anders. Anders als man es sich vorher gedacht hatte.
Wie war das doch gleich in der Wunschvorstellung?
Babys liegen den ganzen Tag zufrieden auf eine Decke oder im Laufstall und glucksen vor Freude?
Babys werden einfach in ihr Bettchen gelegt und schlafen dann friedlich? Abends haben die Eltern dann Ruhe? Babys werden einfach mit dem Kinderwagen spazieren gefahren und freuen sich gemütlich eingekuschelt darin zu liegen und schlafen einfach ein?
Babys werden alle vier Stunden mal kurz zum Stillen angelegt und sind dann zufrieden?
So denken viele, bevor sie ihren kleinen Schatz endlich in den Armen halten…
…und werden überrascht mit einem übellaunigen, schreienden Bündel, das auf gar keinen Fall irgendwo abgelegt werden möchte, am liebsten nur auf Mamas und Papas Armen durch die Gegend getragen werden möchte und nicht dran denkt zu schlafen, wenn die Eltern es gern hätten.
Der Kinderwagen ist plötzlich nutzlos, denn das Baby will nicht darin liegen.
Falls die Mutter stillt, merkt sie schnell, dass das Baby doch öfter als gedacht angelegt werden möchte und so sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Baby in Mysol Trage

Doch es gibt eine Erklärung für dieses „überraschende“ Verhalten.
Kleine Menschenkinder sind weder Nesthocker noch Nestflüchter, sie sind Traglinge. Seit Urzeiten wurden die Babys am Körper der Mutter getragen. Körperkontakt bedeutet für den kleinen Tragling Sicherheit und Geborgenheit, der Verlust des Körperkontaktes kann Angst und Unsicherheit auslösen. Darauf reagiert ein kleines Menschenkind oft mit Weinen. Sein Schrei ist ein Kontaktruf. Es will schnell wieder von Mama oder Papa hochgehoben werden. Das erklärt, warum getragene Babys weniger oder kaum weinen.

Nähert man sich einem Baby oder hebt es hoch, nimmt es automatisch die Anhock-Spreizhaltung ein. Es winkelt die Beine an, die Knie sind auf Nabelhöhe und die Oberschenkel sind leicht gespreizt.
So kann es optimal auf der Hüfte der Mama getragen werden. Der Rücken ist dabei gerundet, so dass sich das Baby an den Körper der Mutter anschmiegt und es nicht nach hinten fällt. Hätte die Mutter jetzt noch Fell, würde sich das Baby mit dem Klammerreflex dort festkrallen.

Baby im Tragetuch

Menschenkinder sind „physiologische Frühgeburten“. Das Skelett eines Neugeborenen ist noch weich und besteht zu einem großen Teil noch aus Knorpel. Viele Babys haben nach der Geburt eine unreife Hüfte. Für die optimale Entwicklung der Hüftgelenke ist die Anhock- Spreizhaltung am günstigsten. Ideal wäre es daher, wenn man das Neugeborene möglichst häufig in dieser Haltung tragen würde. Am einfachsten und für die Mutter am praktischsten ist es, das Baby im Tragetuch zu tragen. Dort kann man es genau in der richtigen Haltung einbinden und hat die Hände frei um andere Dinge zu erledigen.

Wird ein Baby aufrecht im Tragetuch oder einer Tragehilfe getragen, wird auch der Gleichgewichtssinn und dadurch die Muskulatur des Babys geschult. Es spürt die Bewegungen des Tragenden und macht schon erste Ausgleichsbewegungen.
Auch die anderen Sinne werden angeregt. Das Baby kann den Herzschlag der Eltern hören, hört ihre Stimme, riecht ihren Duft und kann ihre Gesichter und damit ihre Mimik in Ruhe beobachten.
Aus der Sicherheit des Tragetuchs kann es sich auch neugierig der Welt um sich herum widmen.
Es gibt also eine Menge wichtige Gründe, warum Babys von Anfang an häufig getragen werden sollten.

Wickelkreuztrage von hinten

Vorteile des Tragens für das Baby:

  • Das Kontaktbedürfnis des Babys, ein elementares Grundbedürfnis,  wird befriedigt und das Baby ist zufriedener und entspannter.
  • Das Baby kann in Ruhe in Mamas oder Papas Nähe einschlafen.
  • Das Tragen im Tragetuch hat durch seine leicht massierende Wirkung positiven Einfluss bei Koliken und Bauchschmerzen
  • Die Skelet-,  Muskel- und Motorikentwicklung  werden optimal unterstützt.
  • Es bekommt viel von seiner Umwelt mit und seine Sinne werden angeregt
  • Es nimmt am alltäglichen Leben der Eltern teil und fühlt sich zugehörig
  • Das Baby kann mit einfachen Regungen auf sich aufmerksam machen und muss nicht schreien.

Vorteile des Tragens für die Eltern:

  • Die Eltern lernen ihr Baby und seine Bedürfnisse gut kennen, und können schnell einschätzen was ihm fehlt.
  • Eltern bauen ganz einfach eine sichere Bindung zu ihrem Kind auf.
  • Sie haben die Hände frei für andere Dinge, der Alltag mit Baby wird nicht mehr so stark eingeschränkt.
  • Sie können sich viel freier in der Stadt bewegen. Treppen, Aufzüge, volle Busse, enge Gänge, Hindernisse, die sonst mit Kinderwagen zum Problem werden können, fallen weg.
  • Das Kind schläft schnell ein und man braucht nicht aufs Baby Fon zu achten. Man kann selbst mit schlafendem Baby im Tuch oder der Trage eine Menge erledigen.
  • Sogar Stillen ist im Tragetuch einfach und diskret möglich.
Baby im Tragetuch

Eltern tragen ihr Kind auf jedenfall. Babys und Kinder werden stundenlang auf dem Arm getragen, bis die Eltern schlapp machen.
Man kann es sich aber einfach machen und ein Tuch oder eine Tragehilfe benutzen und die Vorteile des Tragens genießen, ohne einen schmerzenden Rücken oder Arme zu bekommen.